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Es brauchte drei Anläufe diesen Text zu schreiben. Die erste Version verlief nach Schema-X, wie ich schon einige Filme hier festgehalten habe. Für diesen Film erschien mir diese Variante unpassend. Zu bekannt ist das Material. In 25 Jahren ist alles darüber dutzendfach geschrieben worden, was sollte ich alles noch einmal wiederholen? Versuch Nummer Zwei sollte alles anders machen und wieder fiel ich in die gleiche Falle. Jetzt aber…
Ich habe nun Terminator Salvation mehrfach angeschaut. Ich bin ein wirklicher Fan dieser Serie. Einzig Alien hat im meinem Fan-Herzen einen ähnlich großen Platz. Natürlich wurden die Erwartungen nicht erfüllt, was mich wieder zum Anfang der Serie bringt. Direkt nach T4 habe ich mir die ersten Teile auf DVD angeschaut. Ewigkeiten ist es her, dass ich The Terminator1 komplett angeschaut habe. Ich verzichte auf Details der Handlung und der Macher. T1 ist Filmgeschichte, die jeder kennt, stattdessen möchte ich meinen persönlichen Blick schildern.
The Terminator ist für mich die erste echte Kino-Umsetzung eines Comics, der nur in James Cameron’s Kopf existierte. Ich bin ein visueller Mensch und jedes einzelne Bild dieses Films ist makellos konstruriert, angelehnt an Panels in einem Comic. Der Film funktioniert mit so wenigen Figuren, wie es heute eigentlich unvorstellbar geworden ist. 3 Charaktere, wovon nur 2 Dialoge miteinander haben. Solch ein Drehbuch würde heute keine Chance mehr haben.
Viel wichtiger noch ist die Qualität der Charaktere. Wer sich nur etwas für Erzählstukrur interessiert, wird feststellen wie beeindruckend hier T1 ist. Dieser Film ist die Story des Kyle Reese Charakters. Diese Figur ist das einzige Element, dass den Zuschauer mit wichtigen Informationen versorgt. Es sind keine langweiligen minutenlangen Expositionen, sondern kleine Brocken zwischen den Actionszenen. Man kommt gar nicht erst dazu die Fehler zu suchen. Jede Figur in diesem Film ist zu einem Archetyp geworden. Man weiß nach den wenigen Minuten mehr über Kyle Resse als nach einer kompletten Trilogie aktuelle Filme.
Was T1 für mich noch immer so perfekt macht ist sein Minimalismus. T1 schafft so viel mit so wenigen Mitteln, in jeder Beziehung. Alles wird sparsam eingesetzt, mit so großer Wirkung. Die Dialoge im Film lassen sich wahrscheinlich auf eine A4-Seite drucken und dennoch hat Cameron ein Universum geschaffen, dass nun mehr als 20 Jahre lang begeistert.
Ich muss ein paar Worte zum Stil der Action festhalten. Wie alles im Film sind auch die Actionszenen einfach nur effektiv inszeniert und sind damit 2009 die Dinosaurier der Action. Nach Matrix war es Trend, dass selbst jeder Familienfilm mit aufgesetzten Bullet-Time und Wire-Jumps ausgestattet wurde. Tiefpunkt hier war sicherlich 3 Engel für Charlie vom gleichen Regisseur wie T4. Nachdem dieser Stil totgeschlagen war, hüpfte Mainstream-Action auf den Stil der Bourne-Filme: Handheld-Kamera, 1000 Schnitte und Blur-Effekte am Avid-Rechner. Das ist 70er-Action mit technischen Mitteln von heute. Davon bekomme ich Kopfschmerzen und diese Art der Action kreiert Situationen, bei denen man nicht mal mehr der Handlung folgen kann. „Oh da fliegt ein Auto durch die Luft. Wer sitzt da eigentlich drin?“
James Cameron hat hier seinen eigenen Stil gefunden, der den Grundstein für seine folgenden Arbeiten legte. T1 verzichtet auf alles Unnötige, auch bei der Action. Wenige Schnitte, extrem gewinkelte tiefe Einstellungen. Den Rest erledigt der Sound. Mehr brauche ich nicht.
Dieser Film prägte den Begriff Gun Porn bevor ihn sich jemand ausgedacht hat. Die Inszenierung der Waffen in diesem Film ist fast schon pervers und setzt sich in allen folgenden Cameron Filmen fort. Waffen werden hier zur Feder unserer lyrischen Helden, deren Arbeit mit Bild und Sound zelebriert wird. Es gibt keine Shotgun, die besser klingt als in diesem Film. Ich bin noch immer begeistert von der TechNoir-Szene.
Spätestens wenn man im politischen Zusammenhang einen R-Rated Actionfilm zitiert sieht, dann muss mehr im Spiel sein, als nur gutes Handwerk. Dieser Film ist für mich einer der besten und wichtigsten Beiträge des amerikanischen Kinos. Aus jeder Bildzeile tropfen hier die drei Buchstaben USA. Alle Beteiligten an diesem Film, haben nach T1 mehr als Filmgeschichte geschrieben und schreiben sie immer noch. FX-Meister Stan Winston eine nach T1 eine komplette Industrie salonfähig gemacht, Schwarzenegger ist zu einer eigenen Marke geworden und James Cameron wird im nächsten Jahr mit Avatar zum dritten Mal das Kino retten.
The Terminator ist diese Art Film, die heute nicht mehr möglich ist, betrachtet man seine Langzeitwirkung. Sicher gibt es immer gute Filme, aber solche die praktisch 3 Ikonen über Jahrzehnte etablieren ist unmöglich geworden. T1 ist auch ein ehrlicher Film. Er braucht keine politisch korrekten Randfiguren, die Moral repräsentieren, um den Zuschauer vor Augen zu führen, was er denken soll, darf oder muss. Es ist einfach gutes Unterhaltungskino, ambitionierter Macher. So etwas ist leider selten geworden.
Kleine Randbemerkungen. T2 ist praktisch T1 mit größerem Budget. Reiner Zufall oder genialer Weitblick, dass Cameron schon hier einige markante Elemente und komplette Szenen des zweiten Teils skizziert? Schwarzenegger ist als Bösewicht besser, einfach weil das Element Mensch gegen Maschine besser funktioniert. Schwarzeneggers Frisur ändert sich mitten im Film, vom Versicherungsvertreter zum Rockstar. Einige Effekte sind recht gut gealtert, andere dagegen furchtbar schlecht. Die Miniatur-Effekte halten sich ziemlich gut. Dagegen ist der Stop-Motion-Animations-Effekt am Ende des Films echt eine Hürde geworden.
Bildmaterial des Eintrags stammt von Foundation 3D. ↩
8 Kommentare
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Da hast Du in vielen Punkten recht.
Ja, T1 ist minimalistischer. Ja, T1 ist Gun Porn. Ja, T1 ist mit wohl der anspruchsvollste der vier Teile. Ja, T2 ist T1 mit größerem Budget.
Aber genau deswegen hat mich T1 nie überzeugt (von Sarah Connors Frisur mal abgesehen).
Was James Cameron angeht: Ich weiß bis heute nicht, was ich von ihm halten soll. The Abyss ist der einzige seiner Filme, die ich ihm wirklich zu gute halte. Aliens 2 ist natürlich eigentlich viel besser. Aber Aliens 2 erscheint heute wie etwas notwendiges. Dieser Film musste so kommen. Hätte Cameron ihn nicht gemacht, hätte ihn wohl wer anders so gemacht. Abyss hatte wirklich Herz und Handschrift. Seine andere Arbeiten wirken alle irgendwie wie eine Mischung als pubertär-beschränkter Vorstellungskraft und mechanisch durchexerziertem Drehbüchern.
Ich würde T4 aber nicht einfach so verwerfen. Er hat ein paar Elemente, die in diesen Tagen vielleicht nicht so erkannt werden, aber wichtig sind. Genau wie Herrschaft des Feuers ist er ein Post-Apocalypse Film. 2009 sind wir an jenem Ort angekommen, der 20 Jahre lang Drohkulisse war. Und es ist eine weit realistischere Dystopie als Matrix. Das finde ich schon wichtig, irgendwie.
Was mir noch aufgefallen ist: Wieviel Ähnlichkeit die beiden Kyle Resse Schauspieler mit einander haben. Feist.
Cameron ist ein purer Techniker. Was er selbst kreiert, basiert zu 100% auf der Vorstellung, wie gut es später im Bewegtbild aussehen mag. Sein Hintergrund ist der Trickeffekt und die Optik, daher mein Vergleich zum Comic. Das kann man Cliché, oder post-pubertär nennen, oder aber einfach Vertrauen in die eigene Vorstellung und Wissen was auf der Leinwand funktioniert. Warten wir Avatar, dass wie die neue Star Wars Trilogie mehr als Gefahr läuft im Technik-Wirr-Warr die eigentliche Geschichte zu vergessen. Gleiches sieht man schon im Vergleich T1 zu T2. Da sind Szenen reingeschrieben worden, nur um das Budget zu verauchen, aber weniger um die Geschichte runder zu machen.
Wenn ich einen Terminator Film sehe, möchte ich eigentlich keine epische Apokalypse heraufbeschworen sehen, sondern eine kleine Geschichte, mit wenigen Figuren. Die post-apokalyptischen Szenen existieren nicht, um als eigentständiges Element zu funktionieren (so wie es nun mit den neuen Teilen gemacht wird), sondern um der kleinen Geschichte Größe zu geben. Nimmt mal all dies aus T1 und T2 heraus, bleiben es großartige Filme, aber der große Rahmen macht sie einzigartig und verleiht Tiefe, wo eigentlich keine gebraucht wird.
Mir fällt was anderes aus. Cameron hat bisher (mit Ausnahme von Titanic) immer extrem echte Schauspieler gewählt, die optisch grad noch als Nachbar durchgehen würden. Seine Helden waran auch in der Optik immer noch glaubhaft und nicht so maßlos stilisiert wie heutige Filme.
Da haben wir uns ein bisschen missverstanden. Ich glaub auch, dass er ein großartiger Techniker ist, auch und gerade bildlich. Aliens und Abyss sind immernoch perfekt inszeniert, deswegen ziehen mich diese Filme auch weiterhin an.
Was ich post-pubertär finde (und gerade deswegen als Postpubertierender ja auch total geil fand) ist die fast schon obszöne Direktheit mit der Drehbuch und Bilder durchexerziert werden. James Camerons Aliens ist wirklich „Gun Porn“ im Vergleich zu Ridley Scotts Alien. Er nimmt sich da nicht zurück. Es wirkt von heute aus gesehen kalkuliert und es fehlt mir in all seinen anderen Filmen, die Poesie, die er nur in Abyss hinbekommen hat. Vielleicht liegt es an diesem Tauch-Dings. Hast Du mal das Making of zu Abyss gesehen? Unbedingt anschauen!
Ich bin sehr gespannt auf Avatar.
Ach und ja, da hast Du auch recht: Für The Abyss hätte sich auch ein Bruce Willis oder ein anderer Muskelmacho angeboten. Aber er hat den kantigen, halbglatzigen Ed Harris genommen und damit die perfekt Wahl getroffen. Ohne Harris Unperfektion, ohne seine Makel, ohne seine Glaubwürdigkeit wäre der Film Nichts.
Eines wollte ich noch erwähnen. Wie so oft, gab es auch zu diesem Film endlose unterirdisch schlechte Kopien. Eine der besten Kopien des Films ist ein kleiner und feiner Streifen mit dem Titel Warlock. Dieser Film kopiert Terminator 1:1 wechselt aber das Setting. Aus Post-Apokalypse wird Mittelalter, aus dem Terminator ein Hexer und aus Kyle Reese ein Hexenjäger. Hier gibts ein paar wirklich nette Szenen. Läuft alle Jahre wieder immer mal spät im deutschen Fernsehen. Anschauen.
Cameron und sein Terminator Werk begeistern mich schon lange. Inhaltlich und Film-technisch Meisterwerke. Deshalb vielen Dank für den guten Beitrag.
T4 knüpft, wie ich finde am besten an T1 an. Weil er die Geschichte zeigt, die jeder sehen wollte, der von John Connors Vorbestimmung weiß. Auch von der Machart passen T1 und T4 am besten zusammen.
Läßt man mal die 193,6$ Millionen Budget-Unterschied ausser Acht ;-D
mwaaahh. hab mir erst letzten sonntag den 1984er streifen reingezogen (nachdem ich die woche vorher im kino zu T4 saß). immernoch unübertroffen, wohlgemerkt. auch wenn der letzte teil nicht von cameron war, besser als der 3. war er allemal. ich bin schonmal gespannt auf den nächsten, der ja schon in planung ist…
Weil es irgendwie zum Thema passt. Xenogenesis – Cameron’s Eintritt in die kommerzielle Welt des Films. Erstaunlich wie ähnlich dies schon T1 ist.